Zum Mitnehmen, bitte!

 Berghausen macht mobiler – mit der Mitfahrbank 

An vielen Orten gehören Mitfahrbänke als Ergänzung zum ÖPNV bereits zum festen Bestandteil von Mobilitätskonzepten. Sie sollen den ÖPNV sinnvoll ergänzen, aber nicht ersetzen. Obwohl in Berghausen zum Glück noch diverse Buslinien laufen, klagten die Einwohner häufig über fehlende oder schlechte ÖPNV-Anbindungen zu bestimmten Zeiten oder in bestimmte Richtungen. 

Auch die Auswertung der 2. Bürgerbefragung der DorfGemeinschaft Berghausen im Jahr 2016 ergab, dass „Mobilität“ als ein wesentliches Problem in Berghausen identifiziert wurde. In einem ersten Schritt zur Problemminimierung veröffentlichte die Dorfzeitung die ÖPNV-Fahrpläne und stellte Fahrverbindungen zu diversen Orten und Einkaufszentren der Umgebung vor. Damit wurde zunächst die Information über die ÖPNV-Anbindungen verbessert. Doch das war den Verantwortlichen der DorfGemeinschaft noch nicht genug und man plante mit dem Projekt „Mitfahrbänke in Berghausen“ mit anderen Orten gleichzuziehen. 

Im Rahmen der 2. Dorfversammlung im Oktober 2017 wurde das „Wunsch-Projekt“ (allerdings ohne ein Konzept und ohne Personal) vorgestellt und insbesondere nach engagierten Menschen gesucht, die bereit waren zu planen und das Ganze unter der Schirmherrschaft der DorfGeminschaft bzw. unter Federführung des Verschönerungsvereins Berghausen (VVB) letztlich in die Tat umzusetzen. Es fand sich tatsächlich eine schlagkräftige Arbeitsgruppe „Mitfahrbänke Berghausen“ zusammen: Claudia Kamp (stellvertretende Vorsitzende des Verschönerungsvereins), Andrea Luhnau, Markus Hörter (beide vom VfL Berghausen-Gimborn) und Markus Gonschor und Verena Selbach (Bürger/innen von Berghausen). 

Ziel war es, nicht nur eine Bank aufzustellen, sondern ein gemeinsames, auf das Dorf abgestimmtes und stimmiges Konzept zu entwickeln, die Bänke zu gestalten und entsprechende Beschilderungen für ausgewählte Routen zu erarbeiten. Das ist inzwischen gelungen und die erste Bank wurde am 17.10.18 an der Hauptstr. in Berghausen in Betrieb genommen, nachdem zuvor ein „Ausstellungstück“ den Thaler Weg zierte. Sie sind so schön geworden, dass sie zwar zum Verweilen einladen, aber einem ganz anderen Zweck dienen. Wer hier sitzt, möchte nicht Verweilen, sondern schnell, bequem und unkompliziert mobil werden. Dazu ist er auf die Hilfe anderer angewiesen, was gerade in unseren ländlichen Bereichen und Dörfern selbstverständlich sein sollte. 

Die Bänke wurden mit einem hohen Wiedererkennungswert gestaltet, erhielten ein professionelles Logo und eine leuchtend rote Farbe. In der handwerklichen Ausführung der „Bänke und Haltestellen“ durch die Ehrenamtler stecken viel Freizeit, Arbeitseinsatz und damit auch viel Herzblut. 

Die Finanzierung des Projektes hat der VVB übernommen. 

Das Ergebnis sind zunächst 4 Mitfahrbänke incl. Fahrtziel-Schildern an den folgenden Standorten: 

  • Thaler Weg (Nähe Spielplatz) 
  • 2 x Hauptstraße („Telefonzelle“ und Altglascontainer) 
  • sowie am Rande des Parkplatzes der S+C-Wohnterrassen; 
  • eine weitere Bank in Elbach ist ebenfalls geplant. 

Unter dem Motto: „Alles kann, nichts muss“ wurden ein paar einfache Spielregeln festgelegt. 

Denn es soll nicht kompliziert, sondern einfach sein, durch die Mitfahrbänke mobiler zu werden: 

1. Ein Mitfahrinteressent klappt das Schild mit dem gewünschten Fahrtziel auf, setzt sich auf die Bank und signalisiert vorbeifahrenden Autofahrern/innen, dass man mitgenommen werden will und in welche Richtung es möglichst gehen soll. 
2. Eine Fahrerin/ein Fahrer hält an und nimmt den Fahrgast mit. 
3. Das alles natürlich kostenlos und unkompliziert. 
4. Wer nicht möchte, nimmt nicht mit bzw. steigt nicht ein. 
5. Die Mitnahme auf dem Rückweg erfolgt nach Absprache. 
6. Versichert sind die Mitfahrer über die Haftpflichtversicherung des Fahrzeughalters. 
7. Kinder/Jugendliche unter 18 J. dürfen aus rechtlichen Gründen nicht mitgenommen werden. 

Mit diesem Konzept und einer modernen Art „des Trampens“ können ältere Menschen, Bürger/innen ohne PKW und/oder Führerschein oder Einwohner aus Bereichen ohne passende Verbindungen des ÖPNV profitieren. Aber auch diejenigen, die mitnehmen profitieren vom Dank und von der Wertschätzung, die sie erfahren, anderen geholfen zu haben. Es können sich spontane (Fahr-) Gemeinschaften, neue Freundschaften oder neue soziale Verbindungen bilden, die es vorher noch nicht gab. 

Also eine „Win-Win-Situation“ für alle Beteiligten. 

Die DorfGemeinschaft Berghausen ist stolz darauf, gemeinsam dieses Projekt in Eigenregie und –leistung in kurzer Zeit gestemmt zu haben. Der Dank gilt all‘ denjenigen, die das Projekt unterstützt und umgesetzt haben. Insbesondere natürlich der o. g. Arbeitsgruppe „Mitfahrbänke Berghausen“.  Jetzt hofft das ganze Dorf mit der DorfGemeinschaft auf einen Erfolg des Projekts, denn dann steht dem Aufstellen von weiteren Mitfahrbänken auf anderen Routen nichts mehr im Weg. 

Autor: Verena Selbach.